Die MaterialSCHAU – Wege zur Bauwende machte ihrem Namen alle Ehre. Im Rahmen der Ausstellung wurden nicht nur innovative Materialien präsentiert, sondern auch die Möglichkeiten ihrer Verwendung im Bereich Architektur und Design diskutiert.Über vier Wochen hinweg widmete sich die Ausstellung im Zentrum für Baukultur Sachsen in Dresden innovativen Werkstoffen, die aus bislang wenig beachteten Ressourcen wie Textilabfällen, Birkenrinde oder Holzresten entstehen. Die Besucher:innen konnten erleben, wie durch Upcycling, Handwerk und Design neue Perspektiven für das nachhaltige Bauen entstehen.
Die Vernissage am 20. März 2025 mit über 70 Gästen bot den perfekten Rahmen, um die Entwickler der vorgestellten Materialien und Produkte persönlich kennenzulernen und tiefere Einblicke in ihre Arbeit zu gewinnen. Uwe Bodenschatz (Refalett, addwood), Prof. Michael Rosenthal (addwood) und Tim Mergelsberg (nevi) boten einen abwechslungsreichen Abend, der in zahlreichen Gesprächen zur Zukunft des Bauens und der dabei verwendeten Materialien mündete.
© ZfBK – Zentrum für Baukultur Sachsen, Fotos: Till Schuster
Begleitprogramm zur MaterialSCHAU: Impulse, Workshops und neue Netzwerke
Die Ausstellung wurde durch eine Reihe von Fachimpulsen und Workshops ergänzt, die zentrale Themen der Bauwende beleuchteten:
26. März 2025: Textil als nachhaltiges Baumaterial – Impuls von Torsten Bäz (Camman-Manufaktur)
Torsten Bäz gab spannende Einblicke in die Welt der textilen Wandbespannungen, die nicht nur ästhetische, sondern auch bauphysikalische Vorteile bieten.
Anhand eindrucksvoller Beispiele – wie der Hofburg in Wien oder europäischen Schlossanlagen – zeigte er, wie Textilwände historische Räume nicht nur erhalten, sondern auch klimatisch regulieren können. Seine Ausführungen machten deutlich, dass textile Materialien eine zeitgemäße Alternative für den Innenausbau darstellen, insbesondere im Hinblick auf Feuchtigkeitsregulierung und Renovierbarkeit.
3. April 2025: Zirkuläres Bauen – Impuls von Paul Gucinski und Katharina Wittke (Team Zirkuläres Bauen)
Das Team Zirkuläres Bauen beleuchtete in ihrem Impuls praxisnah die Möglichkeiten der Wiederverwendung von Bauteilen und Materialien im Bauwesen.
Besonderes Augenmerk lag auf dem Upcycling von Bauelementen, der systematischen Einbindung von Bauunternehmen und Handwerksbetrieben sowie der Vorstellung des Projekts Bauwende Sachsen. Die Referent:innen zeigten auf, welche strukturellen Änderungen notwendig sind, um Materialkreisläufe zu schließen und die Akzeptanz in der Baupraxis zu erhöhen.
10. April 2025: Nachhaltigkeit überzeugend kommunizieren – Impuls „Wie sag ich’s meiner Bauherrin?” von Christian Schindler und Peter Zirkel
Dieser praxisorientierte Impuls richtete sich gezielt an Architekt:innen und Planer:innen, die nachhaltige Konzepte an Bauherr:innen vermitteln wollen.
Christian Schindler und Peter Zirkel gaben hilfreiche Tipps, wie Argumente für ressourcenschonendes Bauen klar, überzeugend und verständlich präsentiert werden können. Der Fokus lag auf Kommunikationsstrategien, der Sensibilisierung für Wertewandel und der Vermittlung von Mehrwerten nachhaltiger Bauweisen.
24. April 2025: Abschluss und Präsentation der Innovationswerkstätten
Zum Abschluss der MaterialSCHAU wurden die Ergebnisse der Innovationswerkstätten präsentiert, die parallel zur Ausstellung stattfanden.
In einem intensiven 5-stündigen Workshop-Format entwickelten Studierende der TU Dresden gemeinsam mit den Firmen addwood, Refalett und Nevi sowie dem Projekt Schöner Wandel mit Torsten Birne und Katja Stintz neue Produktideen. Inhaltliche Schwerpunkte waren:
Zielgruppenanalyse: Wer braucht welches nachhaltige Produkt wirklich?
Produktentwicklung: Vom Material zum marktfähigen Produkt
Prototypendarstellung: Modelle und Visualisierungen neuer Ideen
Entwürfe Laurenz-Rausch und Willi-Eckardt © ZfBK – Zentrum für Baukultur Sachsen
Das Ergebnis: Über 15 neue Produktansätze, darunter Möbel, Bodenbeläge und modulare Systeme. Die Innovationswerkstätten schufen zudem neue Netzwerke zwischen Studierenden und Herstellern – ein wichtiger Baustein für zukünftige Kooperationen in der Material- und Produktentwicklung.
Ein besonderer Dank gilt den engagierten Studierenden der TU Dresden:
Lorenz Rausch, Maksym Perekhozhuk, Vitus Pachollek, Samuel Füssinger, Therese Gärtig und Willi Eckardt,
sowie den beteiligten Firmenvertretern Ben Amann und Johann Schulze (addwood), und Linda Weisheit (Fraunhofer-Institut).
Fotos: © ZfBK – Zentrum für Baukultur Sachsen
Die MaterialSCHAU hat eindrucksvoll gezeigt: Die Bauwende ist kein abstraktes Zukunftsprojekt – sie findet hier und jetzt statt. Design spielt dabei eine zentrale Rolle – als Brücke zwischen Innovation, Nachhaltigkeit und Alltagstauglichkeit. Das Zentrum für Baukultur hat sich dabei einmal mehr als idealer Ort für den offenen Dialog zwischen Fachleuten, Hersteller:innen, Gestalter:innen und Bürger:innen erwiesen.
Wir danken den Mitarbeiterinnen des Zentrums für Baukultur Sachsen für die tolle Unterstützung bei der Umsetzung, besonders Juliane Naumann, Lena Ludwig-Hartung und Almut Schuldt.