Im fünften und letzten Diskursforum wurde die aktuell dramatische Lage der Arbeitswelten von Kreativschaffenden schnell zum Gesprächsmittelpunkt. Die unsichere Situation, jetzt zusätzlich verschärft durch die Energiekrise, macht allen Akteur:innen stark zu schaffen. So gehen beispielsweise im Chemnitzer Kabarett die Besucherzahlen auf ein Viertel zurück, die Reservierungen sind enorm geschrumpft. Die Unsicherheit der Gäste in diesen Zeiten überträgt sich auf die Wirtschaftlichkeit der Spielstätten und das bevorstehende Jahr bereitet dementsprechend große Sorgen.
Auch das Thema der sozialen Absicherung brachte wiederholt einen regen Austausch. Die nach wie vor herrschende Unsicherheit bei Veränderungen der Lebens- und Arbeitssituation durch Elternschaft, Care-Arbeit bei Angehörigen oder eine plötzliche Erkrankung zeigt die offensichtlichen Lücken bei der Absicherung von Solo-Selbstständigen. Martin Dulig erklärte, dass es aus seiner Sicht immer ein gewisses Risiko wäre, in die Solo-Selbstständigkeit zu gehen, dabei aber geklärt sein müsse, dass Solo-Selbstständige alle Optionen haben, um – wenn notwendig – staatliche Sicherungssysteme nutzen zu können.
Es wurde im Forum verstärkt deutlich, wie wichtig die Arbeit der Kultur- und Kreativwirtschaft für die Gesellschaft ist. Denn Kultur ist nicht nur markt- und budgetorientiert, sondern auch Daseinsvorsorge und eine wichtige Basis für die Resilienz der Gesellschaft.
Martin Dulig fasste abschließend zusammen, welche kleinen und zeitlich gut umsetzbaren Stellschrauben auf Landesebene verändert werden können und was die größeren Ziele auf Bundesebene sind. Das Thema der Neuorientierung der Künstlersozialkasse stand hier ebenso auf der Agenda wie die verpflichtende Festlegung von Honoraruntergrenzen.
Graphic Recording /// Henrike Terheyden
AUF DEM PODIUM DISKUTIERTEN:
- Martin Dulig /// Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
- Henrike Schmitz /// Textildesign & Research
- Martin Berke /// Freier Kabarettist
- Gabi Reinhardt /// Freie Regisseurin, Performerin und Dramaturgin sowie Vorständin des Verbandes der Freien Darstellenden Künste in Chemnitz e.V.
- Tolga Cerci /// Freier Videograf
- Moderation: August Geyler
SOLO-SELBSTSTÄNDIGKEIT IN DER KULTUR- UND KREATIVWIRTSCHAFT
Die Kultur- und Kreativwirtschaft steht beispielhaft für einen Bereich, in dem ein Großteil der Erwerbstätigen selbstständig seinen Lebensunterhalt erwirtschaftet. Schon heute werden dort Arbeits- und Lebensmodelle erprobt, die einen möglichen Blick auf die Arbeitsmodelle der Zukunft werfen, ob beim Co-Working, im Homeoffice oder als digitale Nomaden. Umgekehrt zeigen sich in der Branche seit jeher aber auch die negativen Seiten selbstständiger Arbeit. Fehlende soziale Absicherung, der beschränkte Zugang zu Arbeitslosenversicherung und Altersvorsorge gehören ebenso zur Realität wie die Umgehung des Mindestlohns durch Werkverträge oder die Abhängigkeit von einzelnen Auftraggeber:innen. Auch hier steht die Kultur- und Kreativwirtschaft modellhaft für einen Teil der selbstständigen Erwerbsbevölkerung.
Ein Angebot auf Initiative des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr zur Unterstützung der sozialen Absicherung Solo-Selbstständiger aus der Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von zu laden.