Versuche nicht zu leben, sondern zu überleben.” 

In fünf Diskursforen stößt KREATIVES SACHSEN gemeinsam mit dem Sächsischen Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig erstmalig einen direkten Dialog mit solo-selbstständig wirtschaftenden Kultur- und Kreativschaffenden und Akteur:innenvertretungen aus den einzelnen Teilbranchen über die Veränderung ihrer Arbeitswelt in den vergangenen zwei Jahren – verändert durch die Pandemie – an.

Im vierten Diskursforum in Görlitz kamen die Podiumsgäste recht schnell in einen  Austausch über ihre Erfahrungen während der Pandemie und die Folgen für ihre Arbeitswelten. Sinah Hoffmann berichtete aus ihrer Arbeit an der Servicestelle FREIE SZENE über eine enorme Steigerung an Beratungsanfragen, Fragen zur Beantragung von Förderungen und spiegelte damit wider, was viele Akteur:innen dazu berichteten: ein fehlender Durchblick über Fördermöglichkeiten und deren z.T. hoher bürokratischer Aufwand im Antragsprozedere. Nun, nach über zwei Jahren auch der Frust über schnelle Rückzahlungsforderungen, und die offene Frage, wie sich das stemmen lässt –  nachdem viele wieder langsam das Gehen lernen…

Philipp Schoof forderte, dass in die Curricula die betriebswirtschaftliche Vorbereitung auf die Selbstständigkeit frühzeitig im Studienablauf verankert werden sollte. Darüber hinaus sollten Fort- und Weiterbildungsangebote geschaffen werden, die zentral von einer Institution angeboten werden. Fort- und Weiterbildung sollte jedoch nicht nur für Akteur:innen der Branche verpflichtend sein, auch Mitarbeiter:innen in öffentlichen Institutionen sollten entsprechend geschult werden. Aus seiner Sicht sollte es in Zukunft gewährleistet sein, dass gesetzliche Anforderungen an Verträge und Rechnungen eingehalten und kontrolliert würden. 

Soloselbstständigkeit ist oftmals keine Frage der freien Entscheidung, so eine Meinung aus dem Podium mit der sich der Kreis zu den Forderungen von Philipp Schoof schloss. Denn in den Ausbildungen wird das nötige Rüstzeug für unternehmerisches Handeln, wie etwa Finanz- oder Steuerthemen, aktuell nicht ausreichend mitgegeben. 

Martin Dulig, Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, ergänzte zur Problematik der Ausbildung, dass Kinder und Jugendliche in der schulischen Ausbildung  heute bereits sehr auf Sicherheit fokussiert werden, was dem Geist der Selbstständigkeit oft zuwiderläuft. Innovation entsteht aus Brüchen und dazu gehört Mut. 

Es kam außerdem die Idee einer neuen Kammer nur für Solo-Selbstständige in der Runde auf, wie auch die Frage nach einem Lohnsteuerhilfeverein, der auch für Soloselbstständige tätig wird. 

Ein Publikum und Podium vereinendes Credo des Abends war, dass Kunst und Kultur nicht das Sahnehäubchen der Gesellschaft bleiben dürfe. Das Grundverständnis dafür müsse in der Gesellschaft gestärkt werden. Denn Kunst und Kultur sind keine Randthemen!

Sandy Hebel gab Auskunft über die vielen, schon existierenden Festivals und Events in der Lausitz und machte auf den Mangel an Eventmanager:innen aufmerksam. Es gibt viel zu tun, jedoch wird das Potenzial der Region aus ihrer Sicht (noch) nicht gesehen und durch die Akteur:innen der KKW umgesetzt.  Erik Schiesko dreht viel in der Lausitz und zeigt in einer Doku, was in der Lausitz an Kunst und Kultur pulsierend er- und belebt wird. Das Kühlhaus Görlitz, der Ort des Diskursforums, ist ein sehr gutes Beispiel dafür, was aus jahrelangem Engagement und Mut, Kreativität und Schaffenskraft entstehen kann. 

Graphic Recording /// Henrike Terheyden

AUF DEM PODIUM DISKUTIERTEN: 

  • Martin Dulig /// Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
  • Sinah Hoffmann /// Servicestelle FREIE SZENE Dresden
  • Sandy Hebel /// ankerEvents; KREATIVE LAUSITZ Löbau
  • Philipp Schoof /// Freier Saxophonist, Agenturinhaber
  • Erik Schiesko /// Freier Filmregisseur und -produzent
  • Moderation: August Geyler

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SOLO-SELBSTSTÄNDIGKEIT IN DER KULTUR- UND KREATIVWIRTSCHAFT

Die Kultur- und Kreativwirtschaft steht beispielhaft für einen Bereich, in dem ein Großteil der Erwerbstätigen selbstständig seinen Lebensunterhalt erwirtschaftet. Schon heute werden dort Arbeits- und Lebensmodelle erprobt, die einen möglichen Blick auf die Arbeitsmodelle der Zukunft werfen, ob beim Co-Working, im Homeoffice oder als digitale Nomaden. Umgekehrt zeigen sich in der Branche seit jeher aber auch die negativen Seiten selbstständiger Arbeit. Fehlende soziale Absicherung, der beschränkte Zugang zu Arbeitslosenversicherung und Altersvorsorge gehören ebenso zur Realität wie die Umgehung des Mindestlohns durch Werkverträge oder die Abhängigkeit von einzelnen Auftraggeber:innen. Auch hier steht die Kultur- und Kreativwirtschaft modellhaft für einen Teil der selbstständigen Erwerbsbevölkerung.

Ein Angebot auf Initiative des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr zur Unterstützung der sozialen Absicherung Solo-Selbstständiger aus der Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen.